Rechenzentren brauchen viel Strom, sind dabei aber nur minimal ausgelastet. Selbst die Luftfahrt wirtschaftet grüner als die Server in den Rechenzentren. Jeder dritte Rechner braucht Strom, ohne dabei etwas zu tun zu haben. Dem Problem der immensen Energieverschwendung und nicht genutzter Rechner-Kapazitäten wollen Kevin Read und Bernhard Riedl mit ihrem Gründungsprojekt Om7Sense entgegenwirken.

Kevin Read aus München und Bernhard Riedl aus Hamburg hatten den „7. Sinn“ zur Lösung des Problems, dass kleine und mittelgroße Rechenzentren (RZ) bislang kaum in der Lage waren, ihren Energieverbrauch genau zu messen. Mit der neu entwickelten Software des Gründerteams können die Server-Zentren in Zukunft „alles“ (omega) messen. Das Programm ermöglicht das Monitoring und die Verwaltung sämtlichen Stromverbrauchs und Energiebedarfs der RZs.

Die Gründer

Vor fünf Jahren hat Kevin am Campus Koblenz sein Diplom in Computervisualistik absolviert, um im Anschluss zunächst freiberuflich zu arbeiten. Dabei hat ihn das Thema Energiemanagement in Rechenzentren immer wieder verfolgt. Es fiel ihm auf, wie viel Strom und damit auch Geld diese Zentren verschlingen und welche Gefahren dadurch lauern. Er plaudert aus dem Nähkästchen: „Mein Vater, der in der Beratung und im Vertrieb von Hardware-Geräten tätig war, hat mich des Öfteren darauf aufmerksam gemacht, dass die Software, mit der er bei seinen Aufträgen in Berührung kam, oftmals unbrauchbar und ineffizient gewesen sei.“

Bernhard lebt und arbeitet in Hamburg. In Köln, Regensburg und Barcelona hat er Informations- und Medienwissenschaften studiert und war damit eher im Grenzbereich der Informatik unterwegs. Er war als Unternehmens- und Strategieberater im Bereich Wirtschaftsinformatik tätig und bewegte sich so an der Schnittstelle zwischen Mensch und Unternehmen. „Ich wusste von Rechenzentren erst sehr wenig und war lediglich an der Uni damit konfrontiert, dass die ihre Daten auch auf irgendwelchen Servern speichern müssen.“, berichtet er.

Beide haben sich jedoch mit dem Gedanken der Energieverschwendung durch Rechenzentren befasst und waren der Überzeugung: Dieser Energieverbrauch muss umweltschonender werden, eine Lösung muss her. Im Herbst 2015 wurde aus der Idee das Gründungsprojekt „Om7Sense“.

ZIFET als wertvoller Unterstützer

„Das Team von ZIFET und Gründungsbüro hat uns vor allem dabei unterstützt, den Antrag für das Gründerstipendium auf den Weg zu bringen. Da kam viel Bürokratie auf uns zu und das erforderte viele Formalitäten. Als Start-up hat man täglich so viel Neues zu lernen, dass Kornelia und Christoph uns eine sehr große Hilfe waren.“ Die Tatsache, dass sich die beiden Gründer an unterschiedlichen Standorten in Nord- und Süddeutschland befinden, erforderte vor allem in der Gründungsphase einige Koordinationsarbeit. Online- und Telefonkonferenzen ermöglichten dennoch eine ausführliche Absprache aller Beteiligten, um alle Schritte gemeinsam besprechen zu können.

Die Software

„Wir haben einen deutlichen Bedarf bei den Rechenzentren erkannt. Diese wissen meist gar nicht, wie hoch genau ihr Stromverbrauch in Relation zu ihrer Auslastung ist“, schildern die beiden die ernstzunehmende Problemlage.

„Ziel war es, ein Programm zu entwickeln, das auf den ersten Blick eine gute Übersicht über den Verbrauch liefert und dabei einfach zu bedienen ist. Deshalb haben wir besonderen Wert auf eine gute Usability gelegt.“ Auf dieser Basis entwickelten sie ein effizientes Energiemanagementsystem, mit dem Rechenzentren ihren Energieverbrauch bis ins Detail verwalten können. „Wir bieten diese Software vor allem für kleine und mittelgroße Rechenzentren an. Das war gewissermaßen eine Marktlücke, da wir uns damit in einer ganz anderen Preislage bewegen, als große Rechenzentren.“

Die Anwendung funktioniert stark herunter gebrochen nach folgendem Prinzip: Die Rechenzentren erhalten ein kleines Stück Hardware, das an „intelligente Steckdosenleisten“ angeschlossen wird. Die Lösung sieht so aus, dass die Rechenzentren sowohl ihren Jahresverbrauch als auch den täglichen Verbrauch von verschiedenen Endgeräten aus – auf den Server genau – einsehen können. Aus dem Programm lassen sich Verbrauchstrends ablesen, was den Nutzern der Software vor allem vor dem Hintergrund steigender Strompreise ermöglicht, sehr viel ökonomischer zu wirtschaften.

2017 – Der Markteintritt steht kurz bevor

Die Software war nun einige Zeit in der Testphase bei den Partnern von Om7Sense, bei denen es sich vor allem um Hersteller der angesprochenen intelligenten Steckerleisten handelt. Die Gründer haben ihr Programm dahingehend getestet, wo und wie genau man sie einsetzen kann, wo möglicherweise Probleme auftreten und wie man sie für die praktische Anwendung noch verbessern kann. „Im März 2017 sind wir zum zweiten Mal bei der CeBIT dabei und treffen dort auch auf unsere Hardware-Partner. Wir befinden uns gerade in der heißen Phase der Fertigstellung des Produkts und stehen kurz vor dem Markteintritt. Pünktlich zur Messe soll unser Produkt dann öffentlich verfügbar und käuflich zu erwerben sein“, so die beiden zum aktuellen Stand ihres Projekts.

„In Zukunft könnten wir uns auch vorstellen, im Bereich der Energieverwaltung von Gebäuden tätig zu werden und unsere Software dort anzubieten.“ Langfristig wollen die beiden ihr Angebot beispielsweise auch in Industriebetrieben zur Verfügung stellen, die ähnlich hohe Kapazitäten an Strom verbrauchen. Für Privatkunden ist der Bereich „Smart Home“ ein weiterer Markt, der in Zukunft anvisiert werden soll. Aktuell liegt der Fokus aber auf dem Netzwerk rund um die Rechenzentren, das sich die beiden Gründer aufgebaut haben.

www.om7sense.com